In eigener Sache: Sandra E. Kaltenbeck meidet als ‚Protokollarische Herausgeberin‘ die Öffentlichkeit. Sie möchte nicht erkannt werden. Ihr Vorwort von ‚Ein Fuss zu viel‘ gibt aber dennoch Einblicke in ihr Psychogramm…
Vorwort aus ‚Ein Fuss zu viel
Liebe Leserin
Ich möchte vorab betonen, dass nicht ich es bin, Sandra E. Kaltenbeck, die dieses Buch geschrieben hat. Deshalb bezeichne ich mich lediglich als ‘Protokollarische Herausgeberin’, denn ich habe bedeutend mehr Textanteile von Dritten übernommen, als eigene beigesteuert. Es wäre vermessen, mich ‘Autorin’ zu nennen. Einer Begründung für die Publikation will ich nicht vorgreifen; sie erschliesst sich aus dem Inhalt.
Nicht alles am Buch entspricht meinem Geschmack. Schon das Titelbild ist ja echt widerlich und auch textlich ist der vorliegende Band sicherlich nicht jederfraus Sache!
Der erste Teil, ‘Le Vélo’, handelt hauptsächlich vom testosterongetriebenen Verhalten Anton Schraners, eines alternden Protagonisten, der erst kürzlich in die Rennradszene geraten ist und sich in der Folge im Gefängnis wiederfindet. Dort schreibt er auch seine seltsamen Erlebnisse nieder.
Trotz des kriminalistischen Aspekts ist davon auszugehen, dass die Rennrad-Thematik nur einen geringfügigen Anteil des Leserinnen-Spektrums interessieren wird. Ich bin mir dessen völlig bewusst! Ein Argument, diesen ersten Teil dennoch zu lesen, ist der psychologisch-ethnologische Hintergrund, denn er gibt neben der vordergründig technischen und leistungsorientierten Handlung einige Informationen preis, die auch nicht radaffine Leserinnen animieren dürfte, ein bisschen Lebenszeit in die Lektüre dieses schmalen Bandes zu investieren.
Das maskulinmachoistische Gehabe wird durch die übergelagerte Berichterstattung des widerwärtigen Journalisten Paul Roduner verstärkt, der zur gleichen Zeit wie Schraner im Gefängnis sitzt. Schraners Notizen geben ihm die perfide Inspiration, eine erpresserische Kampagne zu inszenieren. Roduner rollt Schraners Fall aus seiner Sicht auf und reichert ihn mit einigen persönlichen Zutaten an. Seine häufigen, oft unnötigen Wortkaskaden in pseudooriginellem Stil lassen sich im Wortsinn durchaus als ‘Essay’ bezeichnen, denn es handelt sich letztlich nur um einen kläglichen Versuch von belletristischer Literatur.
Im zweiten Teil mit dem Titel ‘Alpenzeiger’ beschreibt Roduner gleichermassen stereotyp, aber nicht minder psychologisch interessant, die Abgründe eines gänzlich anderen Mikrokosmos, der noch mehr als im ersten Teil die ethnologischen, sozialen Unterschiede und Abgründe unserer Gesellschaft entlarvt.
Der dritte Teil jedoch ist fast frei von männlicher Dominanz. Ich bin mir aber sicher, liebe Leser, er bleibt auch für Sie lesenswert!
Sandra E. Kaltenbeck