Bereit für die Widmung

Anton Schraner verflucht manchmal die Autorin, weil sie ihm zunehmend alleine die Schreibarbeit überlässt.


Anton Schraner musste (und muss) immer wieder die anspruchsvolle Aufgabe des Buchsignierens übernehmen. Die Autorin Sandra E. Kaltenbeck hatte sich bisher an keinem einzigen offiziellen Anlass gezeigt. Ihre Aussage an einer Verlagssitzung, das auch so zu belassen, sorgte dafür, dass auch künftig die gesamte Arbeit auf den Schultern Schraners liegen sollten.
Schraners bescheidener Charakter hatte sich offenbar herumgesprochen. Es brauchte nicht viel, um ihn gnädig zu stimmen. Der Verlag hatte es drum mit einem Modell seines Citroën HY (zusammen mit einer Armada an Stiften, die gut und gerne für 200’000 Buchsignaturen reichten) versucht. Die  Stifte erleichterten zwar den physischen Wortfluss, nicht aber die kreative Wortwahl, was Schraner gelegentlich in eine Zwickmühle brachte. Weil die potentiellen Leserinnen und Leser von ‚Ein Fuss zu viel‘ sehr anspruchsvoll waren, wurden mit zunehmender Dauer jeder Signierrunde auch Schraners Signierkünste stark beansprucht. Die Lesefans verglichen selbstverständlich die individuellen Widmungen untereinander, fast schon eifersüchtig, und falls eine verbale Verhaltensauffälligkeit Schraners einen negativen Beigeschmack hinterliess, machten sich einzelne Kundinnen und Kunden leicht enttäuscht von dannen. Die Folge war, dass sie in den nächsten Tagen kein Buch mehr kauften.
Schraner hatte dieses Dilemma etwas entschärft, indem er seine von Natur aus miserable Handschrift nun besonders krakelig auf das erste Innenblatt des Buches setzte und deutlich erklärte (verbal viel deutlicher als handschriftlich), wer den Text nicht lesen könne, sei selber schuld. Wem diese Ausrede nicht genügte, wurde auf das i.V. vor seiner finalen, ebenso unleserlichen Unterschrift verwiesen. ‚In Vertretung‘ liess sich auch der grösste Schwachsinn entschuldigen und auf andere abwälzen. Verbal und handschriftlich!